München/Bayreuth - „Ich bin 2001 eher so in den Beruf hineingerutscht. Ich hatte noch keinen Ausbildungsplatz und wollte erstmal nur die Zeit überbücken. Darum habe ich die einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin angefangen. Dabei habe ich gemerkt: das ist genau mein Ding, das ist meine Berufung. Also absolvierte ich ein paar Jahre später noch die Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin“, erinnert sich Beatrice Wittenberg. Die heute 40-Jährige schildert, was ihre Arbeit für sie bedeutet.
Nach diversen Fortbildungen ist Beatrice Wittenberg heute als stellvertretende Fachbereichsleitung Neurologie/Orthopädie im Mediclin Reha-Zentrum Roter Hügel in Bayreuth tätig. Diesen Fachbereich habe sie ganz bewusst gewählt, sagt sie. „Besonders die Neurologie fasziniert mich, denn man kann den Fortschritten der Patientinnen und Patienten regelrecht zuschauen. Wir betreuen hier Menschen, die zum Beispiel nach einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Gehirntumor oder Ähnlichem halbseitig gelähmt sind, Sprachstörungen oder kognitive Einschränkungen haben. Viele von ihnen kommen im Rollstuhl zu uns - und gehen am Ende der Reha auf ihren eigenen Beinen nach Hause. Diesen Prozess mitzuerleben ist wirklich schön. Das treibt mir immer noch manchmal die Tränen in die Augen.“
Die Tätigkeit in der Reha biete ihr die Möglichkeit, Menschen über mehrere Wochen und Monate intensiv zu begleiten. Die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns zeige sich dabei sehr deutlich. „Viele unserer Patientinnen und Patienten brauchen vor allem anfangs viel Pflege, Hilfe und Unterstützung. Neben der Grundpflege und Dingen wie Verbandswechsel biete ich auch Bobath-Training an. Mit diesem speziellen Konzept animiert man die Patientinnen und Patienten, ihre eigenen körperlichen Ressourcen wiederzuentdecken und zu trainieren. So erlangen viele wieder ein hohes Maß an Selbstständigkeit zurück.“ Ganz wichtig seien aber auch menschliche Empathie und Zuwendung. „Wir haben viele Betroffene im mittleren Alter hier, also zwischen 40 und 50 Jahren. Gerade sie sind aufgrund ihrer Situation meist psychisch sehr angeschlagen. Da muss man sich einfach ein bisschen mehr Zeit nehmen. Natürlich ist auch bei uns, wie überall in der Pflege, die Zeit knapp, aber an den therapiefreien Tagen am Wochenende kann man auch mal ein bisschen länger miteinander reden.“
Zum überwiegend negativen Image des Pflegeberufes sagt Beatrice Wittenberg: „Natürlich geht es manchmal stressig zu, aber das tut es in anderen Berufen ja auch.“ Gleiches gelte für den
Schichtbetrieb und die Wochenend- und Feiertagsarbeit. „Das muss man einfach bedenken, wenn man in diesen Beruf geht. Ich selbst hatte damit noch nie ein Problem, zumal ich im Notfall ja auch mal mit Kollegen tauschen kann. Zudem darf man nicht vergessen, dass es für die Schichtarbeit Zuschläge gibt.“
Ihr Fazit über ihren Beruf fällt jedenfalls positiv aus: „Ich liebe meinen Beruf. Er ist wunderschön und ich würde ihn jederzeit wieder ergreifen. Man kann sich in so viele Richtungen weiterbilden und es gibt viele Aufstiegsmöglichkeiten. Außerdem ist jeder Arbeitstag anders. Ich gehe jeden Tag gern zur Arbeit, denn ich freue mich auf die Patienten. Es ist sehr erfüllend, sie auf ihrem Genesungsweg zu unterstützen und man bekommt so viel zurück an Freude und Dankbarkeit. Am allerschönsten ist es, wenn jemand gesund entlassen werden kann.“