Reha-Einrichtungen punkten bei der Work-Life-Balance

Dr. Ann-Kristin Stenger vom VPKA Bayern über Pro und Contra von Teilzeitmodellen

München – Eine ausgeglichene Work-Life-Balance hat für Arbeitnehmende quer durch alle Berufssparten eine immer größer werdende Bedeutung, so auch im Bereich der Pflege. Diesem Wunsch zu entsprechen, geht für Kliniken allerdings mit organisatorischen Herausforderungen einher. 


„Viele Pflegemitarbeitende haben den Wunsch, in Teilzeit zu arbeiten, sei es, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können, sei es, weil sie ihren Beruf zwar lieben und nicht aufgeben möchten, die damit verbundenen Anforderungen aber durch eine Stundenreduzierung minimieren möchten“, weiß Dr. Ann-Kristin Stenger, Hauptgeschäftsführerin beim Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern. „Nicht selten ist es auch der Fall, dass Mitarbeitende sich nach einer Gehaltserhöhung eine Verringerung der Arbeitszeit wünschen – sie haben dann das gleiche Geld bei weniger Arbeit.“ Aus menschlicher Sicht sei all dies nachvollziehbar. Allerdings sei eine Umsetzung für die Kliniken nicht ganz einfach.


„Zum einen sind die Möglichkeiten der Kliniken, bestimmte Teilzeitmodelle anzubieten, mitunter grundsätzlich begrenzt“, erklärt sie. „In dem vom VPKA Bayern und Ver.di ausgehandelten Tarifvertrag ist eine 4-Tage-Woche beispielsweise gar nicht vorgesehen.“ Zum anderen stelle ein Mehr an Teilzeitkräften die Kliniken vor einen deutlich höheren Organisationsaufwand. Unter anderem werde es schwieriger, unattraktive Schichten zu besetzen. „Hier müssen dann die Vollzeitkräfte mehr schultern, was für Unmut sorgt.“ Darüber hinaus werde der Arbeitsfluss durch ein Mehr an Übergaben beeinträchtigt. „Vor allem bei Patientinnen und Patienten in Akutkliniken entsteht so oftmals der Eindruck eines ständigen Personalwechsels, was dazu führt, dass die Behandlung insgesamt als unpersönlicher empfunden wird.“ Das gravierendste Problem, das sich aus mehr Teilzeitmitarbeitenden ergebe, sei jedoch der steigende Personalbedarf. „Angesichts des Pflegekräftemangels ist dies eine Herkulesaufgabe.“ Um all diese Herausforderungen zu meistern, sei viel organisatorisches Geschick und Fingerspitzengefühl gefragt.


Dr. Ann-Kristin Stenger: „Für Pflegekräfte könnte ein Wechsel in den Rehabereich eine Alternative darstellen. Die Aufgaben und die Arbeitsbelastung sind hier grundlegend anders. Aufgrund der besseren Planbarkeit herrschen oftmals weniger Zeitdruck und akuter Stress. Viele Mitarbeitende erleben es zudem als befriedigend, Patientinnen und Patienten über einen längeren Zeitraum von mindestens 3 Wochen zu begleiten und ihren Genesungsprozess mitzuerleben.“


Sie betont: „Egal ob im Krankenhaus oder in der Rehabilitationseinrichtung – alle Arbeitgeber bemühen sich sehr ums Personal, da dies wesentlich für jeden Gesundheitsbetrieb ist.“