München – Seit dem 30. Juni 2022 erhalten Reha- und Vorsorgeeinrichtungen keine staatlichen Unterstützungsleistungen mehr. Zusätzlich belasten akute Krisen wie Fachkräftemangel, Aus- und Nachwirkungen der Coronapandemie, Inflation und enorme Energiekosten die Rentabilität der Einrichtungen stark. Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern e. V. (VPKA) unterstützt deswegen die Forderungen der bayerischen Staatsregierung und der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft e. V. nach mehr Ausgleichszahlungen und Fördermaßnahmen.
Bayern ist das Bundesland mit den meisten Reha- und Vorsorgeeinrichtungen in ganz Deutschland. Dabei stellt die Branche einen enorm wichtigen Zweig für die regionale Wirtschaft. Sie sichern Arbeitsplätze und leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung. Doch die Existenz vieler Einrichtungen ist aufgrund der Kostensteigerungen und ausbleibenden Unterstützungsleistungen stark gefährdet.
Der VPKA fordert die amtierende Bundesregierung dazu auf, zu handeln. „Die Lage in den Einrichtungen ist prekär, deswegen ist es jetzt wichtig zu reagieren, um Schließungen zu verhindern und die bestehende Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten“, so Michael Strobach, der Geschäftsführer des Verbands der Privatkrankenanstalten in Bayern e.V.
Pandemie belastet weiter das Gesundheitswesen enorm
Während der Pandemie sind die Belegungszahlen stark zurückgegangen und haben sich bis heute noch nicht erholt. Zeitweise sind bis zu 40 Prozent der Rehabilitanden weggebrochen und aufgrund kurzfristiger Absagen von Coronapositiven können die Einrichtungen auch aktuell noch nicht auf Normalniveau arbeiten. Im Umkehrschluss sind die Erlöse durch den Wegfall der Patienten gesunken, aber auch der Minderbelegungsausgleich und die Coronazuschläge sind Mitte des Jahres 2022 entfallen. Die Umsätze sind zwischen 15 und 18 % gesunken.
Auf der anderen Seite sind die Kosten für Sachmittel (Steigerung um 16 %), Lebensmittel (19 %), Arzneien und Hilfsmittel (30 %), Energie (49 %), Strom (50 %) und Gas (60 %) trotz ergriffener Sparmaßnahmen stark angestiegen. Hinzu kommt die weiterhin angespannte Situation durch den sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangel im Gesundheits- und Pflegebereich.
Inflation und enorme Energiekosten müssen ausgeglichen werden
Die Reha- und Vorsorgezentren sind aufgrund der kaum reduzierbaren Energiekosten überproportional von den steigenden Preisen im Energiesektor betroffen. Durch starre Vergütungssysteme können die Mehrkosten, anders als in anderen Branchen, nicht weitergegeben werden.
Eine Reduzierung der Belastungen ist aktuell nicht in Aussicht. Laut einer Blitzumfrage des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken (BDPK) unter 200 teilnehmenden Reha- und Vorsorgeeinrichtungen ergab, dass die künftigen Kosten bei Strom und Gas um etwa 316 % respektive 400 % steigen werden.
Die Einrichtungen gelten zwar als priorisierter Wirtschaftszweig und wird im Falle einer Gasknappheit weiter mit Energie versorgt, doch diese wird ohne Zuschüsse nicht bezahlbar sein. Die Rehakliniken sind bereits jetzt zum Teil existenziell bedroht und geraten unverschuldet in Not, des Weiteren stehen im November und Dezember die Weihnachtsgeldzahlungen für die Mitarbeiter an, was die finanzielle Belastung weiter vorantreibt.
Es besteht Handlungsbedarf
Wenn die Reha- und Vorsorgeeinrichtungen langfristig die Gesundheitsversorgung in Deutschland aufrechterhalten sollen, müssen mehrere Fördermaßnahmen getroffen werden. Der VPKA fordert deshalb umgehend eine adäquate Anschlusslösung für die ausgelaufene Coronahilfe. Des Weiteren müssen die starren Vergütungssysteme gelockert und der Inflationsdruck und die steigenden Energiekosten entschärft oder kompensiert werden. „Um die Einrichtungen langfristig zu entlasten, muss konkret ein pauschaler Inflations- und Energiekostenzuschlag in Höhe von 10 % bezogen auf den jeweiligen Tagespflegesatz der Reha- und Vorsorgeeinrichtung geschaffen werden“, erklärte Michael Strobach, Geschäftsführer des VPKA, im Rahmen einer Sachverständigenanhörung am 28.09.2022 vor dem Ausschuss für Gesundheit im Bundestag.